Lettura in tedesco con esercizi: Frauen machen Geschichte
Destinatari: studenti di scuola secondaria di secondo grado, livello B1
Articolo gratuito in lingua tedesca con esercizi, per studenti di livello B1, dedicato alla condizione delle donne nel XIX secolo, con un approfondimento sulla figura di Anita Augspurg, pioniera del femminismo.
Im 19. Jahrhundert hatten Frauen eine untergeordnete(1) Rolle in der Gesellschaft(2). Sie durften nicht wählen, hatten kein Recht auf Bildung und konnten nicht arbeiten.
Sie waren finanziell abhängig – zuerst von ihren Familien und später von ihren Ehemännern. Nur die Männer bestimmten(3) über das Geld der Familie. Frauen aus der Bürgerschicht und dem Adel(4) durften nicht arbeiten. Nur Frauen aus ärmeren Schichten(5) hatten eine Arbeit, aber sie verdienten sehr wenig. Bürgerliche und adelige Mädchen besuchten bis zum 14. Lebensjahr eine höhere Mädchenschule. Dort lernten sie Konversation, Klavierspielen, Singen oder Malen. Sie konnten auch an Gesprächskreisen teilnehmen. Ab 1865 organisierten sich Frauen in Frauenbewegungen(6) und kämpften für mehr Rechte.
Anita Augspurg war eine der ersten Frauenrechtlerinnen(7). Sie wurde am 22. September 1857 geboren. Ihr Vater war Anwalt(8), und sie arbeitete in seiner Kanzlei. In Berlin machte sie eine Ausbildung zur Lehrerin und nahm gleichzeitig Schauspielunterricht(9). Fünf Jahre lang arbeitete sie als Schauspielerin. Danach zog sie nach München und eröffnete dort mit einer Freundin ein Fotoatelier. Beide trugen kurze Haare, eine besondere Kleidung und setzten sich aktiv für Frauenrechte ein.
Besonders Anita wurde von Antifeministen scharf attackiert.
Ihr Engagement für Frauenrechte brachte sie dazu, in Zürich Jura zu studieren. In Deutschland war das für Frauen noch nicht erlaubt. Zusammen mit Rosa Luxemburg gründete(10) sie den „Internationalen Studentinnenverein“. Sie promovierte und wurde die erste Frau mit einem Jura-Doktortitel im Deutschen Reich.
In Berlin setzte sie sich für die Rechte der Frauen ein und forderte(11) ein neues Ehe- und Familienrecht. Da sie wenig Erfolg hatte, rief sie zur „freien Ehe“ und zur Verweigerung(12) der staatlichen Eheschließung(13) auf, weil das damalige Eherecht patriarchalisch war. Ihre Ideen lösten einen großen Skandal aus(14).
Anita Augspurg engagierte sich gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin(15) Lida Gustava Heymann im „Verband fortschrittlicher Frauenvereine“. Sie forderten das Frauenwahlrecht16. Außerdem war sie Herausgeberin der Zeitschrift für Frauenstimmrecht, die feministische, radikale und pazifistische Ideen vertrat.
Augspurg und Heymann setzten sich für den Frieden ein und halfen bei der Gründung der „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“. Später arbeitete Anita trotz früherer Meinungsverschiedenheiten mit Clara Zetkin und der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei) zusammen, weil sie die gleichen pazifistischen Überzeugungen teilten.
Als Hitler 1933 in Deutschland an die Macht kam, befand sich Anita Augspurg gerade auf einer Reise. Sie konnte nicht mehr zurückkehren und blieb mit Lida Gustava Heymann in der Schweiz. Dort starb sie 1943.
(von Caterina Rita Garrè)
Glossar:
1 untergeordnet: marginale
2 die Gesellschaft, -en: società
3 bestimmen: disporre
4 Adel: nobiltàe
5 die Schicht, -en: ceto sociale
6 die Frauenbewegung, -en: movimento femminile
7 die Frauenrechtlerin, -nen: femminista
8 Anwalt: avvocato
9 Schauspielunterricht: lezione di recitazione
10 gründen: fondare
11 fordern: esigere
12 die Verweigerung: rifiuto
13 Eheschließung: matrimonio
14 auslösen: scatenare
15 Lebensgefährtin, -nen: compagna di vita
16 das Frauenwahlrecht: diritto di voto alle donne
NIVEAU B1
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